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Brief an einen Freund (Dr. Barbara Vitovec)

Lieber Guoqing! Wunderbarer Freund!

Ich hätte mir gewünscht, dass es eines Tages deine Aufgabe wäre, Worte zu finden, die ausdrücken, wie schmerzhaft unser Abschied ist. Du hast es viel besser verstanden, treffende Worte für alles zu finden, voller Präzision und Poesie.

Ich weiß nicht mehr genau, wie unsere Freundschaft begonnen hat, aber du warst 1990 eines Tages einfach da im Seminar mit unserem gemeinsamen Doktorvater Schmid-Dengler, unauffällig, aufmerksam und zurückhaltend. Und dann habe ich deine Dissertation als Muttersprachlerin zum Korrekturlesen bekommen, zuerst kapitelweise und dann im Ganzen, und im Lesen habe ich einen Menschen von unglaublicher Reife, Tiefe und Ausdruckskraft kennengelernt. Ich war fasziniert und berührt von deiner Sprache, von deiner Intelligenz und ich war offen für dich als Mensch. Ich habe an dich mein Herz verloren. Völlig unerwartet, aber mit Bedacht entwickelte sich daraus eine wunderschöne, lebenslange Freundschaft. Ich durfte deine Trauzeugin bei der Hochzeit sein, wurde Taufpatin deiner Tochter und du warst meinem Sohn ein väterlicher Pate. Ich habe erlebt, wie du, aus einfachen Verhältnissen kommend, mit großer Intelligenz und enormen Eifer hier in der Fremde deinen Weg gemacht hast. Du hast dich ganz auf die hiesige Kultur eingelassen, hast dich als Österreicher verstanden, hier mit Engagement deinen Präsenzdienst abgeleistet, hast ein Übersetzungsbüro aufgebaut und für viele politische Persönlichkeiten als Dolmetscher gearbeitet. Du hast eine Brücke zwischen Österreich und China geschlagen. Du warst äußerst bemüht, alles perfekt zu machen und warst genau und sehr streng, vor allem mit dir selbst. Du warst sparsam, wenn es um Überflüssiges ging, und großzügig, wenn etwas wichtig war. Du hast nie aufgehört zu lernen und zu üben. Ich war immer wieder fasziniert, wie engagiert du dich mit neuen Themen und Aufgaben auseinander gesetzt hast. Es war spannend, dich über 30 Jahre lang beständig wachsen zu sehen.

Besonders radikal hat dich deine Familie verändert. Als ernster, strebsamer Student und als hart und ausdauernd Arbeitender hast du erst spät gelernt, dass Spielen und zweckfreie Zeit mit der Familie kostbar verwandte Lebenszeit ist. Du warst, so es deine Reisen erlaubt haben, jeden Tag für deine Kinder da, hast versucht, ihnen alles mitzugeben, was aus ihnen erfolgreiche, glückliche und zufriedene Menschen machen soll. Deine Kinder haben dich weicher gemacht, gelöster. Höflich und freundlich warst du immer, aber mit ihnen konntest du dich kindlich ungezwungen freuen und alles loslassen. In den letzten drei Jahren habe ich erlebt, wie du ganz bewusst die Wochenenden zum Abschalten genutzt hast, auch wenn es eher ein Ausgleich der anstrengenden Sorte war: Bäume umschneiden, Löcher graben, pflanzen, Rasen mähen, Fische füttern usw. Du hast mit dem Wochenendhaus einen großen Schritt in die Natur gemacht und deine noble Blässe ist einem dünkleren Teint gewichen. Ich sehe dich in Gartengewand und Gummistiefeln das Land abschreiten, stolz und zufrieden. Am Abend im Garten zu sitzen und den Sonnenuntergang zu betrachten, ganz deutlich die Sterne zu sehen und das Kaminfeuer zu entzünden, ein Glas Rotwein in der Hand: Nach vielen, vielen umtriebigen Jahren hier in Österreich hattest du gelernt, den Feierabend zu zelebrieren. Du warst glücklich, du warst Zuhause. Und ich denke, es hätte noch lange so weiter gehen können. Da gab es noch viele Pläne und Erwartungen an die Zukunft, aber es ist aus heiterem Himmel alles ganz anders gekommen.

Ich muss Abschied nehmen von einem Freund, der mich fasziniert und gefördert hat, der mir aus vielen schönen Begegnungen innig vertraut war und der verlässlich gezeigt hat, dass ich auf ihn zählen kann. Ich trauere um einen kostbaren Menschen, der in seinem Gebiet mit Abstand der kompetenteste war, und um einen ermutigenden Weggefährten, für dessen Begleitung ich unendlich dankbar bin. Wir haben die gemeinsame Zeit gut genutzt und dennoch wünschte ich, wir hätten noch mehr davon gehabt. Wir haben gefeiert, was es zu feiern gab und getrauert, wenn das Leben hart und steinig war. Du bist nicht mehr da, wie ich es über 30 Jahre hinweg gewöhnt war, aber du hast mich in vielem geprägt und verändert. Das „Du“, das ich in Gedanken ansprechen kann, wirst du mir immer bleiben. In deiner Frau und deinen Kindern spüre ich dich und bin zuversichtlich, dass du unter uns bist, wo wir gemeinsam sind. In Sophie und Paul finde ich so vieles wieder, was ich an dir geliebt und bewundert habe. Rung ist mir über die Jahre zu einer Schwester geworden.

Guoqing, mein Freund, ich bin sicher, du bist in deinem neuen Leben noch immer am Lernen. Wenn wir nachkommen, wirst du uns schon erzählen können, wie das Leben in der Ewigkeit funktioniert. Du wirst die Sprache der Liebe, die dort gepflegt wird, bereits akzentfrei sprechen.

Bleiben wir im Gebet verbunden! Barbara

17.3.2021

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